Frankreich
Emmanuel Macron ist der neue Präsident 
Der 39jährige, parteilose Macron hat es geschafft: Er wurde am 7. Mai mit 66
Prozent der Stimmen zum 25. Präsidenten der Französischen Republik 
gewählt ...               
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Doch auf Emmanuel Macron könnten nun harte Zeiten als Präsident
zukommen. Denn obwohl ihn die Franzosen mit einer in dieser Höhe letztlich
auch überraschenden Deutlichkeit zum 25. Präsidenten der Französischen
Republik gewählt haben, eine Wahl aus Begeisterung war es nicht. Jeder vierte
Franzose enthielt sich seiner Stimme, zwölf Prozent stimmten ungültig. Nur
20 der 47 Millionen Stimmberechtigten stimmten für ihn – viele davon auch
nur, um Marine Le Pen zu verhindern ...
Und seine Pläne für Frankreich und die EU (Eurobonds, deutlich engere
Integration der Eurozone, wobei die 19 Eurostaaten einen gemeinsamen
Finanz- und Wirtschaftsminister, eine gemeinsame Wirtschaftsregierung 
bekommen sollen sowie ein eigenes Parlament, das über die Nutzung eines
zukünftigen Eurozonen-Budgets entscheidet) werden jedoch ohne Zweifel bei
den EU-Kritikern, die eine noch stärkere Zentralisierung der EU (aus guten
Gründen) ablehnen, auf erheblichen Widerstand stoßen ...
Als Vorzeichen dafür könnten Proteste und Ausschreitungen gesehen
werden, zu denen es kurz nach seiner Wahl in einigen französischen Städten 
gekommen ist. Und auch  Jean-Luc Melenchon hat seine Anhänger umge-
hend zum Widerstand gegen den „neuen Monarchen“ Emmanuel Macron
aufgerufen ...
Will Macron nicht auf eine symbolträchtige, aber eher machtlose Statistenrolle
im Élysée-Palast beschränkt bleiben, muss er jedenfalls unbedingt bei den
Parlamentswahlen im Juni eine ihm genehme Abgeordneten-Mehrheit
schaffen.
Auch verfügt Macron noch über keine Partei im herkömmlichen Sinn. Seine
erst vor einem Jahr gegründete Bewegung EM ("En Marche!" -  die selben
Initialen wie sein Name) hat zwar Zehntausende ehrenamtliche Aktivisten in
ihren Bann gezogen. Sie verfügt aber über keine regelrechte Verankerung. EM
hat bereits Kandidaten für alle Wahlkreise nominiert, davon die Hälfte Frauen
und Neu-Einsteiger aus der Zivilgesellschaft, die noch nie ein politisches Man-
dat ausgeübt haben. Das ist ein Vorteil, andererseits sind diese Personen im
Gegensatz zu den Kandidaten traditioneller Parteien örtlich weniger oder gar
nicht bekannt.
Am Heikelsten ist aber das Vorhaben von Macron, per Dekret noch im Juli die
französischen Arbeitsmarkt-Regeln weiter zu "vereinfachen" (so seine
Definition) und innerbetriebliche Abkommen für eine flexiblere Arbeitszeit-
Gestaltung zuzulassen. Die meisten Gewerkschaften sehen das als Aushe-
belung der Arbeits- und Kündigungsschutz-Bestimmungen und drohen mit
Kampfmaßnahmen ...             
Alles in allem könnte die Begeisterung für den neuen französischen
Präsidenten bald in Ablehnung umschlagen, falls er es nicht schafft, eine
“Politik für alle” - also auch für EU-Gegner und sozial Schwache -  zu
machen.
Hier einige Kommentare dazu ...
8.5.2017