Allen Warnungen zum Trotz hat US-Präsident Trump am 6.12. die
Verlegung der amerikanischen Botschaft in Israel von Tel Aviv nach
Jerusalem angekündigt. Der Umzug dürfte aber noch ein paar Jahre
dauern ...
Trotzdem gehen in der muslimische Welt nun die Wogen hoch. Es
kam umgehend zu Ausschreitungen, Protesten und Drohungen. Aber
auch Europa geht auf Distanz zu US Präsident Trump. Israel hingegen
feiert die “historische Entscheidung” ...
Worum geht es? Weshalb polarisiert diese Entscheidung so?
Der politische Status der Stadt ist international umstritten und Teil
des Nahostkonflikts; Jerusalem wird sowohl von Israel, das gegen-
wärtig das gesamte Stadtgebiet kontrolliert, als auch dem Staat Paläs-
tina als jeweils eigene Hauptstadt angesehen. Außerdem ist Jerusa-
lem nicht nur für die Christen eine heilige Stätte, sondern auch für
Juden und Muslime ...
Geteilt ist Jerusalem seit 1947. Grund: seit Beginn des Nahost-
konflikts
war Jerusalem zentraler Streitpunkt zwischen Israel
und Palästina. Vertreter beider Gruppen beanspruchen die Stadt oder
zumindest Teile davon als Hauptstadt Israels beziehungsweise Paläs-
tinas. Deshalb sah der Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen von
1947 vor, auf dem Gebiet des heutigen Israel einen vorwiegend jüdi-
schen und einen palästinensischen Staat zu schaffen und Jerusalem
unter internationale Verwaltung zu stellen.
Der Teilungsplan wurde jedoch nie umgesetzt: Die arabischen Staaten
betrachteten ihn als unzumutbaren Verzicht auf einen Teil des „Dar al
Islam“. Bis 1952 versuchten die Vereinten Nationen mehrmals ergeb-
nislos, den Status Jerusalems zu klären.
Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt von Israel:
Bereits 1995 stimmte der US-Kongress offiziell für diese Verlegung,
die bis 1999 vollzogen werden sollte. Doch den amtierenden US-Präsi-
denten war dieses Thema stets zu brenzlig, so dass sie nun alle sechs
Monate eine Verfügung unterschreiben müssen, die den "Jerusalem
Embassy Act" erstmal aussetzt.
Das Versprechen, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach
Jerusalem zu verlegen, gehörte zum Standardrepertoire von US-
Präsidentschaftskandidaten. Und auch Donald Trump rief im
Wahlkampf seinen Anhängern zu: "Wir werden die US-Botschaft in
die ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes verlegen, nach Jerusa-
lem." Der US-Kongress steht übrigens nach wie vor zu dieser
Entscheidung.
Angesichts dieser Fakten erscheint die Reaktion der muslimischen
Welt auf die Ankündigung von Donald Trump, die US-Botschaft nach
Jerusalem zu verlegen, doch mehr als überspannt. Ebenso unver-
ständlich ist die Haltung der EU - schließlich sollten gerade christliche
Länder die Entscheidung Trumps begrüßen und unterstützen ...
Und den Friedensprozess gefährden wohl in erster Linie diejenigen,
die zu Terror und Gewalt aufrufen - und nicht der US-Präsident, der
in seiner Rede das Recht der Muslime in Al Aqsa zu beten betonte
und die Zwei-Staaten-Lösung verteidigte...