Saif al-Islam al-Gaddafi gilt als der gebildetste und kultivierteste der Gaddafi-Söhne.
Er ist Maler und Architekt und studierte in Europa (in Wien und London). Saif al-Islam spricht
neben Arabisch auch Englisch, Französisch und Deutsch und trat in der Öffentlichkeit als
gemäßigter, diplomatischer Staatsmann auf. Für Aufsehen sorgten in den letzten Jahren
Interviews, in denen er der Politik seines Vaters widersprach.
So äußerte er mehrfach, dass er das politische System seines Vaters für reformbedürftig halte.
Auf Grund dessen wurde er in den letzen Jahren zum Hoffnungsträger der libyschen Jugend und
auch von westlichen Medien wurde er als möglicher Nachfolger seines Vaters betrachtet. Es ist
allerdings fraglich, ob er tatsächlich an die Macht gekommen wäre. So wurden seine Reform-
bestrebungen von Gaddafi immer wieder durchkreuzt und in den letzten Jahren betraute der
Diktator den jüngeren Sohn Muatassim mit immer wichtigeren und auch politischen Aufgaben.
Saif al-Islam hat übrigens auch ein Porträt von seinem Vater gemalt.
Aisha al-Gaddafi gilt als Lieblingskind ihres Vaters und wurde aufgrund ihrer Schönheit
“Claudia Schiffer der Wüste” genannt. Sie studierte in Tripolis und Paris Jura und und leitete
Libyens größte Wohlfahrtsorganisation. Außerdem war sie auf Wunsch ihres Vaters Mitglied des
Verteidigungsteams von Saddam Hussein. 2006 heiratete sie einen Cousin ihres Vaters und hat
mittlerweile 4 Kinder, das jüngste soll sie laut Medienberichten Ende August 2011, einen Tag
nach der Flucht nach Algerien, auf die Welt gebracht haben. Innerhalb des Gaddafi-Clans hatte
sie den Ruf einer “Friedensstifterin” und Vermittlerin zwischen ihren Brüdern.
Sie hielt bis zum Schluß loyal zu ihrem Vater und einem Interview, das sie der “New York Times”
gab, kann man entnehmen, dass sie dessen Weltbild voll in sich aufgenommen hatte - was zum
Teil sicherlich auf ihre Erziehung zurückzuführen ist. Andererseits ist diese illusionäre Weltsicht, in
der ihr Vater offenbar ein “Held” ist, wahrscheinlich auch eine Art “Selbstschutz” - denn wenn sie
nicht an ihren Vater und dessen “Revolution” geglaubt hätte, hätte sie kaum mit guten Gewissen
den Luxus und sagenhaften Reichtum, in dem die Gaddafi-Familie lebte, genießen können. Dieser
unvorstellbare Reichtum kam erst jetzt, im Zuge des Sturzes von Gaddafi, völlig ans Licht. So
wurden kürzlich auch Bilder von der Luxusvilla der Diktatorentochter von den Rebellen
veröffentlicht, siehe Details ...
Ebenfalls in der Öffentlichkeit bekannt wurde der fünfte Sohn
Hannibal al-Gaddafi (geb. 1977) - und zwar vor allem durch
Skandale und Gewalttätigkeiten. Er war der Grund für die tiefe diplomatische Krise zwischen
Libyen und der Schweiz 2008, nachdem der Diktatorensohn in Genf aufgrund einer Anzeige
wegen Körperverletzung vorübergehend festgenommen wurde. Anfang 2009 sorgte er abermals
für Schlagzeilen - er soll in einem Londoner Nobelhotel sein Frau Aline verprügelt haben. Nach
dem Sturz des Regimes wurden weitere Übergriffe und Mißhandlungen von Hannibal und auch
von Aline, vor allem an Hausangestellten, bekannt. Die Aufständischen fanden außerdem einen
Laptop mit skandalösen Fotos, die den dekadenten Lebensstil des Diktatorensohns
dokumentieren. Auch von seiner ehemaligen Luxusvilla veröffentlichten
die Aufständischen Bilder, siehe Details ...
Hannibal absolvierte die libysche Militärakadmie und soll seit 2007 eine
militärische Führungsposition in der Region Benghasi gehabt haben. Er
hatte keine offiziellen politischen Funktionen.
Der vierte Sohn Muatassim, geb.1975, ist weniger bekannt, er galt aber neben Saif al-Islam
als aussichtsreichster Kandidat für die Gaddafi-Nachfolge. Seit 2006 betraute ihn sein Vater mit
immer wichtigeren Aufgaben - wie zum Beispiel das Treffen mit Hillary Clinton 2009 in den USA,
was den hochrangigsten diplomatischen Austausch zwischen Libyen und Amerika seit
Wiederaufnahme ihrer Beziehungen darstellte. Muatassim befehligte nach einer militärischen
Ausbildung in Libyen und Ägypten eine eigene Brigade. Nach einem angeblichen Umsturzplan
gegen seinen Vater floh er nach Ägypten. Als Gaddafi ihm vergab, kehrte er nach Libyen zurück
und wurde Anführer der Präsidentengarde, seitdem stand er auch den Revolutionskomitees nahe.
Muatassim war für sein ausschweifendes, kostspieliges Partyleben bekannt und galt als
“blutdürstig” und “gewalttätig”. Muatassim wurde am 20.10.2011 gemeinsam mit seinem Vater
von den Rebellen getötet.
Über Gaddafis jüngste Söhne Saif al-Arab (geb.1979) und Khamis (geb.1980), ist weniger
bekannt, sie sollen aber auch eine militärische Ausbildung gemacht haben. Saif al-Arab studierte
unter anderem in München, wo er mehrfach der Polizei auffiel, unter anderem wegen seines
besonders lauten Ferraris und wegen Schlägereien in Nobel-Diskotheken. Anfang Mai 2011 soll er
bei einem NATO-Luftangriff getötet worden sein.
Khamis soll nach einer militärischen Ausbildung in Russland eine wichtige Funktion im libyschen
Sicherheitsapparat bekleidet haben, seine Brigade soll bekannt und gefürchtet gewesen sein.
Nach Angaben der libyschen Rebellen wurde er Ende August 2011 bei Kämpfen getötet.
Al-Saadi, der dritte Sohn Gaddafis, 1973 geboren, wurde vor allem als Sportler bekannt. Er
leitete die Libysche Football Federation und spielte im italienischen Fußballteam Perugia Calcio.
Der Diktatorensohn hat ein Vermögen in der Ölindustirie und als Filmproduzent verdient und ist
mit der Tochtet eines Militärkommandanten verheiratet. Er hatte keine politischen Funktionen.
Muhammad, Gaddafis Sohn aus erster Ehe, wurde 1970 geboren. Er hat Informatik studiert,
führte das Libysche Olympische Komitee an und soll Besitzer der beiden libyschen Mobilfunk-
unternehmen Libyanna und Al-Madar gewesen sein. Außerdem leitete er das staatliche Post-
und Fernmeldeunternehmen.