Die Lage an der syrisch-türkischen Grenze ist dramatisch: Hunderttausende  
Kurden aus Kobane und Umgebung sind inzwischen in die Türkei geflüchtet - und
müssen nun hilflos zusehen, wie die IS-Dschihadisten - trotz der heftigen,
heroischen Gegenwehr der tapferen Kurden-Kämpfer - immer näher rücken. Nun
(10.10.) haben die IS-Terroristen laut Medienberichten in Kobane weitere Viertel
erobert. Die USA und ihre Verbündeten unterstützen die Kurden zwar mit
Luftangriffen, der entscheidende Kampf wird aber auf dem Boden ausgetragen.
Und hier sind die Kurden den bestens ausgerüsteten IS-Kämpfern unterlegen. 
Der türkische Präsident Erdogan hat zwar Panzer an der Grenze auffahren lassen,
diese schauen aber weiterhin dem Gemetzel tatenlos zu - was zunehmend
internationale Kritik auslöst. Aber auch innerhalb der Türkei werden die Proteste
immer lauter.  Bei Zusammenstößen zwischen kurdischen Demonstranten und
Polizisten sind in den letzten Tagen in der Türkei nach Medienberichten
mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen.
Warum unternimmt die Türkei nichts - schließlich wäre es für diese ein Leichtes,
den unheiligen Krieg der IS-Dschihadisten zu beenden !!
Ein Grund für das zögerliche Verhalten von Präsident Erdogan ist sicherlich die
Befürchtung, dass in der Türkei terroristische Anschläge der IS-Dschihadisten
zunehmen könnten.
Darüber hinaus befürchtet er wahrscheinlich, dass ein Militäreinsatz den syrischen
Machthaber Baschar al-Assad stärken könnte. Denn oberste Priorität hat für
Erdogan wohl weiterhin der Sturz des syrischen Präsidenten.
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Türkei ebenfalls ein islamisches Land ist
- und von daher wahrscheinlich auch eine gewisse Sympathie für die IS-Dschiha-
disten vorhanden ist (obwohl Erdogan dies vehement abstreitet). Die Kurden
hingegen wurden in der Türkei stets unterdrückt und diskriminiert.
Die Grünen-Abgeordnete Claudia Roth äußerte nun gemäß tagesschau.de scharfe
Kritik an der Politik der Türkei gegenüber dem "Islamischen Staat": "Offensicht-
lich wolle der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan "die Kurden schwächen
in ihrer Selbstständigkeit", indem er die Dschihadisten gewähren lasse”. IS-
Kämpfer würden in türkischen Krankenhäusern behandelt, über türkisches Gebiet
würden Waffen an die Dschihadistenmilizen geliefert, und es gebe "mehr und
mehr" IS-Trainingscamps in der Türkei, sagte Roth. Dies könne die NATO bei
einem Mitgliedstaat nicht zulassen: "Da muss die NATO einmal auf den Tisch
hauen" (Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/kurden-proteste-103.html)
Tatsächlich stößt das Verhalten der Türkei bei den Bündnispartnern zunehmend auf
Kritik: „Es gibt eine wachsende Angst, dass die Türkei Zeit schindet, anstatt ein
Massaker zu verhindern, das weniger als eine Meile von ihrer Grenze entfernt
stattfindet“, sagte laut orf.at ein Mitglied der US-Regierung der „New York
Times“. Das sei nicht die Art, wie ein NATO-Verbündeter handle, „während sich
einen Steinwurf von seiner Grenze entfernt die Hölle öffnet“. 
Doch auch die USA steht mittlerweile in der Kritik, viel zu wenig gegen das
Vorrücken des IS in Kobane zu unternehmen. Der US-Politologe Andrew Tabler
vom Washington Institute for Near East Policy verweist auf den Fokus der USA
auf den Irak, dessen Stabilisierung als politisches Interesse der USA gilt: „Es geht
(für die USA) in erster Linie darum, den Irak zu stabilisieren, nicht um Minder-
heiten“, wird Tabler in der „Washington Post“ zitiert. Einen Einsatz in Syrien
wollten die USA seit Beginn des Kriegs meiden, zudem sieht man Präsident Assad
als Gegner. 
Doch das Abwarten der Türkei könnte auf ein anderes Szenario hinauslaufen. Sollte
der IS von Kobane in Richtung Türkei vorrücken, könnte Ankara den Bündnisfall
ausrufen, der NATO-Partner zur Verteidigung der Türkei verpflichten würde.
Wenn die Türkei bedroht werde, gebe es auch die Möglichkeit, Truppen zu
entsenden, hatte laut orf.at der neue NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg
bereits vor einigen Tagen auf Fragen nach einem möglichen NATO-Einsatz in
Syrien gesagt (siehe auch: http://orf.at/stories/2248961/2248753/)
Auch im Inernet wird das Verhalten von Erdogan teilweise heftig kritisiert ...
Und es wird auch darauf hingewiesen, dass die NATO nicht unbedingt zu einem
Eingreifen gezwungen wäre, hier einige Kommentare ...
Wie soll es aber nun im Kampf gegen die IS-Dschihadisten weitergehen, welche
möglichen Strategien gibt es? Hier zum Abschluss noch einige interessante
Meinungen dazu ....
Stand: 10.10.2014  
Welche Rolle spielt die Türkei im Krieg
gegen die IS-Dschihadisten?