Boris Abramowitsch Beresowski war in den 1990er Jahren unter
Jelzin einer der mächtigsten und skrupellosesten Oligarchen Russ-
lands - und er zog sowohl bei der Wiederwahl von Boris Jelzin im
Jahr 1996 die Fäden, als auch bei der Kandidatur von Vladimir
Putin
Diesen unterstützte er wohl vor allem auch
deshalb, weil er glaubte, dass er leicht zu manipulieren sei.
Doch er sollte sich in dieser Hinsicht – wie etliche andere russische Oligarchen -
sehr täuschen. Schon kurz nach seinem Amtsantritt fiel Beresowski bei Putin in
Ungnade - und war letzten Endes gezwungen, ins Exil gehen …
Der russische Politologe Stanislaw Belkowski
, ein Cousin und
Freund von Beresowski, schildert in seinem Buch “Wladimir - die ganze Wahrheit
über Putin” die Gründe für den Bruch zwischen Putin und Beresowski
folgendermaßen, siehe ...
Doch Putin hatte es zwar geschafft, sich gegen den übermächtigen Beresowski
erfolgreich zur Wehr zu setzen - jedoch blieb dieser weiterhin sein gefährlichster
Feind. So versuchte der gestürzte Oligarch auch im Exil auf die Innenpolitik
Russlands Einfluss zu nehmen .
So machte Beresowski seinen Einfluss auch gegen die Putin-treuen Regierungen in
ehemaligen Sowjetrepubliken wie in Georgien oder in der Ukraine geltend,
siehe...
Interessanterweise war auch die amerikanisch-russische Journalistin Masha
Gessen, die mit ihrem „Putin-kritischen“ Buch „Der Mann ohne Gesicht“
(erschienen im Jahr 2012) sicherlich sehr dazu beigetragen hat, dass das Ansehen
des russischen Präsidenten seitdem im Westen stark gesunken ist, mit Boris
Beresowski befreundet.
Masha Gessen, die 1967 in der Sowjetunion geboren wurde und 1981 in die USA
emigriert ist (heute lebt und arbeitet sie als Auslandskorrespondentin wieder in
Moskau), vertritt in ihrem Putin-Buch die Überzeugung, dass der ehemalige KGB-
Agent Wladimir Putin ein skrupelloser Machthaber ist, umgeben von Korruption
und Terror. Sie ist zum Beispiel auch der Meinung, dass Putin, als er ein
Mitarbeiter des (liberal gesinnten) Leningrader Bürgermeisters Sobtschak wurde,
weiterhin für den KGB arbeitete. Die Tatsache, dass Putin erstens nur ein
verhältnismäßig „kleiner“ Agent war (mit einem niedrigen Dienstgrad), und
darüber hinaus kein sehr erfolgreicher (mehr dazu siehe „Horoskop von
Putin/politischer Werdegang von Putin“), übersieht sie dabei. Außerdem scheint
es zwischen Sobtschak und Putin echte gegenseitige Zuneigung, und
Wertschätzung gegeben zu haben, was die Autorin in ihren Schlußfolgerungen
ebenfalls nicht berücksichtigt (Putin wird einhellig von allen seinen Freunden und
Bekannten als ausgesprochen “loyal” beschrieben. Schon alleine diese Tatsache
spricht dagegen, dass er Sobtschak für den KGB “bespitzelt” hat, wie ihm das die
Autorin in ihrem Buch unterstellt).
Sobtschak selbst war davon überzeugt, dass Putin ihm nicht vom KGB zugeteilt
worden war - und äußerte sich auch sonst sehr positiv über dessen menschliche
Qualitäten, siehe Details ...
Auch an anderen Stellen erscheint in dem Buch von Masha Gessen Vladimir Putin
in keinem so schlechten – sondern sogar in einem sehr guten – Licht, was seinen
Charakter betrifft (aber diese Widersprüchlichkeit scheint der Autorin nicht
aufgefallen zu sein…). Sogar sein späterer Erzfeind Boris Beresowski äußerte sich
teilweise sehr positiv über Vladimir Putin, siehe ....
Das sicherste Indiz dafür, dass Putin kein machtgieriger Politiker ist, zeigt die
Tatsache, dass er nie von sich aus das Präsidentenamt angestrebt hatte. Im
Gegenteil, er musste von seinen Freunden dazu regelrecht überredet und “bekniet”
werden, siehe Details ....
Erwägt man alle diese Aussagen unvoreingenommen, kann man sich des
Eindrucks nicht erwehren, dass Vladimir Putin alles andere als die Veranlagung zu
einem machthungrigen Diktator hat, wie ihm das immer wieder unterstellt wird.
Doch warum behauptet Masha Gessen in ihrem Buch dennoch, dass Putin ein
skrupelloser Machthaber ist?
Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sie sowohl Beresowski als auch dem angeb-
lichen „Menschenfreund“ George Soros nahe steht (der Milliardär Soros soll hinter
vielen politischen Umstürzen und Kampagnen stecken …).
Außerdem hatte Masha Gessen gemäß eigenen Angaben im Jahr 2011 ein
Gespräch mit Beresowski, das vielleicht dazu beigetragen hatte, dieses Buch
über Putin zu schreiben …
Sie schreibt dazu folgendes: „Am 2. Oktober 2011 lief Boris Beresowski ganz
aufgeregt in seinem Büro auf und ab. Ich befand mich in London, um über einen
Prozess zu berichten, den er angestrengt hatte, um mehr als zehn Jahre nach
Beginn seines Exils zumindest einen Teil seines Vermögens zurückzubekommen.
Er hatte mich gebeten, am Sonntag vor Prozessbeginn in sein Büro zu kommen,
weil er mir darlegen wollte, wie er die politische Lage in Russland einschätzte.
„Verstehen Sie?“, fing er an. „Das russische Regime hat keine Ideologie, keine
Partei, keine politische Linie – es ist nichts außer der Macht eines einzigen
Mannes.“ Er zeichnete das Bild eines gigantischen Puppenspielers und dachte
offensichtlich nicht im Traum daran, sich einzugestehen, dass er selbst diesen
Mann erfunden hatte. „Man braucht im Grunde nichts anderes zu tun, als ihn in
Verruf zu bringen, und zwar ihn persönlich.“ Beresowski hatte sogar bereits einen
Plan, oder genauer mehrere Pläne – aber zu diesem Punkt musste ich ihm absolutes
Stillschweigen zusichern.“ (Masha Gessen, “Der Mann ohne Gesicht”, S.326ff.)
Gemäß Belkowski bereute Boris Beresowski übrigens später, kurz vor seinem Tod,
sein Verhalten gegenüber Putin und schrieb ihm noch einen Brief, auf den er
allerdings keine Antwort bekam, siehe....